Ein Abend mit dem Konstantin Wecker Trio – PPP, Poesie, Politik und Pazifismus

16.12.2016 in Lahnstein in der Stadthalle. Wir warten auf einen der großen Barden deutschsprachiger Musik mit dem restlichen Publikum eines ausverkauften Hauses. Heute spielt Konstantin Wecker mit seinem Trio, das neben ihm von Jo Barnickel (Klavier, Keyboard und Gesang) und Fany Kammerlander (Cello, Gesang) besetzt ist. Damit ist das Trio von zwei weiteren hervorragenden Musikern besetzt, die mit unzähligen namhaften Künstlern die Bühnen der Welt betreten haben.

Die Tour ist als „Poesie und Widerstand“ betitelt und so stellt sich das Arrangement auch dar. Neben den kraftvollen Stücken Weckers findet sich immer wieder Raum, für Gedichte und Lesungen eigener und fremder Texte, die das Programm inhaltlich abrunden. Dabei trifft Wecker eine grandiose Auswahl, die das Publikum manchmal zum Grübeln aber auch zum Schmunzeln bringt. Neben eigenen Stücken interpretiert das Trio auch den Spielmann von Schubert, den sie nahtlos in ein eigenes Stück von Wecker übergehen lassen. Diesen Moment des Konzertes nutzt er, um über Plagiate, den Diebstahl geistigen Eigentums und das Vermarkten fremder Musik zu eigen Zwecken zu reden und die Entwicklungen in der Musikindustrie dabei mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu kommentieren.

Das Trio nimmt das Publikum mit und die Stimmung steigt nach der Pause noch einmal deutlich an. Weckers Aufrufe zu Widerstand und politischer Aufmerksamkeit werden mit Applaus aufgenommen. Sein Lied über die Geschwister Scholl zeigt dann eindrücklich, was er damit meint. Wecker hält mit seinen eigenen Verfehlungen nicht hinter dem Berg. Er spricht seine Verhaftungen und seinen Drogenkonsum an und resümiert, dass all das Teil seines Werdegangs ist und in letztendlich zu dem gemacht hat was er heute ist – und wir würden sagen, dass man mehr solche wachen, antifaschistische und weltoffenen Geister auf dieser Welt braucht, um die Gesellschaft wieder menschlicher zu machen.

Nach einem dreistündigen Konzert nimmt Wecker sich trotzdem noch für seine Fans Zeit. Er signiert seine Bücher und CDs und spricht mit den Besuchern, bis auch der letzte seine Fragen beantwortet bekommen hat. Wecker ist noch immer so faszinierend, wie ich ihn auf Konzerten in den 90ziger Jahren erlebt habe – kritisch, poetisch, hintergründig und positiv denkend – So sollst du bleiben Konstantin – und noch viele Menschen mit deiner Musik begeistern. Danke für einen tollen Abend!

Anne Melis