Die Toten Hosen - Waldbühne Berlin 2018

Alles passiert, wie es passieren muss. Diese eingängige Textzeile lässt viele vermutlich aktuell direkt an die Toten Hosen denken. Auch dieses Stück hat am Mittwoch den 29.08.2018 auf der Berliner Waldbühne beim nach hol Termin der Toten Hosen nicht gefehlt, aber fangen wir von vorne an.

Berlin, Juni 2018, um genau zu sein der 08. Juni 2018. 3 Tage Urlaub von Hessen auf nach Berlin in freudiger Erwartung des Konzerthighlights des Sommers für meine Wenigkeit. 2 Stunden vor dem Konzerteinlass, beim Schlendern um einen gängigen Berliner See, die Hiobsbotschaft per Facebook, das Konzert fällt aus, Campino erlitt in der Nacht einen Hörsturz. Nun, letztlich wurde der Abend dank vieler Freunde aus der Hauptstadt dennoch ein Erfolg, obwohl das abgesagte Konzert etwaige nerven kostete, ganz zu schweigen von den gebuchten Urlaubstagen rund um das Hosen Event.

Gegenwart, 29.08.2019 ICE 694 von Stuttgart über Frankfurt a. M. Hbf nach Berlin (Hbf) . Wieder sind 3 Tage Urlaub gebucht, diesmal allerdings mit der Gewissheit, „heute“ kann doch nichts passieren, nicht stattgefunden hat es ja schon. Nach der Ankunft in Berlin und der damit verbunden Pflichtbesuche bei „Gott und der Welt“ war es dann am späten Nachmittag soweit, umziehen, Hosen Pullover trotz 20grad plus, check, Hosen Shirt, check, Karten, check, kurzer Blick auf den Plan der öffentlichen Verkehrsmittel der BVG, geht so check. Treffpunkt Herrmannplatz in Neukölln, von da aus sollte es dann mit dem KfZ zur Waldbühne gehen, meine Bedenken, innerhalb des Feierabend Verkehres mit gleichzeitigem Großkonzert in der Berliner Waldbühne wurden mit verächtlichen Blicken quittiert, beim suchen des Parkplatzes sollte ich recht behalten. Wer die Parkplatzgebühren des Parkplatzes beim Holländer Nähe des Olympiastadions kennt wird sich nun denken, geschieht euch recht. Recht habt ihr ….

Nachdem das Vehikel erfolgreich im Zeichen der Tulpe geparkt wurde, kam zum ersten Mal das vertraute Gefühl auf, Konzert Feeling, auch wenn zu Spät und noch 2 Kilometer Fußweg vor einem, aber Konzert Feeling. Die Rikscha Fahrer boten Ihre dienste an, diese Kilometer entspannt mit einem Kaltgetränk seiner Wahl zu überbrücken. Diese Dienstleistung im Auftrag des Herren hätte übrigens 10 € gekostet und wurde einstimmig mit einem“ vielen Dank, wir laufen“ das sind ja 3 Bier verhöhnt abgetan. Auch hier sollten wir eines besseren belehrt werden.

Vertraute Geräusche beim Passieren der Eingang schleuse, die Ordner machten einen soliden Job, Musik, live und in Farbe, Royal Republic hauten in die Seiten, das klang nicht schlecht, mein lieber Herr Gesangsverein. Auch wenn ich bis Dato kein großer Fan der Schwedischen Combo aus Malmö war, was zugegebener Maßen eher daran liegt, dass die heimischen Radiosender, die man auf der Arbeit notgedrungen konsumiert, meistens die endlosschleifen einzelner Songs bis zum bitteren Ende wieder und wieder, nur um sie danach nochmal zu hören.

Kühl und Blond sollte es nun werden, einstimmig beschlossen wanderten wir zu einem der Getränke Buden ganz oben auf der Waldbühne und staunten nicht schlecht.. ich erwähnte die Rikscha für 10 € … also denn, 5,50€ zzgl. 3,00€ Pfand für ein 0,5 Liter Bier. Nicht einmal die Hausmarke der Hauptstadt, sondern fremd Import aus Bremen. Alles weitere bleibt in diesem Zusammenhang besser unkommentiert, etwas günstiger wäre für die Zukunft auf jeden Fall ein Wunsch.

Die Location hält was sie verspricht, wer von euch bisher noch nicht das Vergnügen der Waldbühne hatte, dem kann ich einen Besuch nur empfehlen, die Akustik war, für diese Art der Location, zu meiner Überraschung, richtig Super und eine Augenweide ist Sie allemal.

Während der Umbaupause wurden alle Vorbereitungen getroffen, Getränke wurden verinnerlicht, Vorrat aufgestockt und der Gang in die nicht ganz gekachelten Containerräume mit den Sanitären Anlagen wurde auch hinter einen gebracht. Jetzt galt es von ganz oben noch eine gute Sicht zu erhaschen bestmöglich natürlich in Mitten des Geschehens, wie DSF seinerzeit schon Warb mit „mittendrin statt nur dabei“ galt es auch hier, dies in die Tat umzusetzen.  Gesagt, getan, voll bepackt mit allerlei konnte ein Platz inmitten des Getümmels ergattert werden, gut und gerne 3 – 4 Reihe waren nun angesagt. Noch ein paar Schnappschüsse bevor „Blitzkrieg Bop“ ertönt, jeder Kenner und regelmäßige Besucher der Band wissen, was danach Phase ist, wenn folglich das Licht ausgeht, die Intro-Musik ertönt und die Flaggen mit der Aufschrift „Bis zum bitteren Ende“ gehisst werden.

Die ersten Klänge sind sehr vertraut und man braucht nicht lange um zu erraten, es handelt sich um „Auswärtsspiel“, die Menge fängt an zu toben, was in den ersten Reihen eigentlich nichts Besonderes bei den Hosen ist, aber dennoch gibt es vom ersten Moment an, als die Musik erklang dieses spezielle Gefühl , was man eben nicht bei jedem Konzert verspürt. Egal welches Semester sich neben einem befindet, die Stimmung steigt bei Nummer zwei, einem Klassiker „Niemals einer Meinung“ dermaßen an, dass ich zu glauben Vermag, dass nicht nur ich nach dem heutigen Abend wohl erstmal heiser sein werde. Einen Moment des Durch Schnaufens gibt es bei der erstmal kurzen Begrüßung, man merkt Campino & Co. an, hier in Berlin muss was gut gemacht werden und genau deshalb lässt sich die Kapelle nicht lange bitten. Es folgt eine bunte Mischung aus dem neuem Album „Laune der Natur“, einem Cover von „Hannes Wader“  über Uraltes bis hin zu der absoluten Gegtenwart.

Campino spricht die Institutionen von Oxfam & Proasyl an und darauf folgte der Song „Europa“ zu dem zum ersten Mal des Abends auch die Pianistin Esther und die Streicher, vom Projekt der „Entarteten Musik“ auf die Bühne kommen. An diesem Abend gibt es keine großen Diskussionen, die Menge ist sich einig, wo die Reise hingehen soll.

Bei „Steh auf, wenn du am Boden bist“ versucht sich die Crowd mehr oder weniger an dem, was heut zu Tage leider massiv inflationär auf Konzerten gelebt wird, „hinsetzen“ und „hochspringen“. Der Alte Hut gehört seit einigen Jahren irgendwie zu jedem Konzert dazu, egal welche Musikrichtung das mit Stromgitarre scheinbar ist und ich merke wie ich allmählich aus dem Konzertbann komme, was eben noch so dermaßen vorwärts ging und seinen Spaßfaktor hatte, kriegt nun eine Unterbrechung und ich ertappe mich dabei, vermehrt die Location und die anderen Konzert Besucher mir anzuschauen und mir Gedanken über diesen Artikel zu machen.


Dies ändert sich nur bedingt durch die überraschende Songauswahl von „Disco“ was zwar ganz nett ist, aber in diesem Moment für meine Bedürfnisse nicht gut platziert ankommt, gefolgt von Radio Hit „Wannsee“ , zugegeben,  das Wortspiel war schon lustig, bevor ich es eine gefühlte Trillion mal hörte, einen Schmunzler muss ich mir dennoch abringen, da Campino so dermaßen dabei Gas gibt, das ich das Gefühl bekomme, OK,  hier geht doch noch was und das Gefühl sollte recht behalten.

Nach den Vorkommnissen in Chemnitz und dem beklemmenden Gefühl wohin dieser weg auf den wir alle irgendwie wandern noch hinführen mag war als Hosen-Kenner klar, das wird thema des Abends und so wurden, wieder mit Unterstützung von Ester und den Streichern „Willkommen in Deutschland“ angestimmt und man merkte sichtlich das mit diesem beklemmenden Gefühl ich wohl nicht alleine war. Dieser Song wurde zu einem Highlight des Abends, da er von der Masse extrem getragen wurde.

Völliges ausrasten war bei „Wünsch DIR was“ und „Hier kommt Alex“ angesagt, die Hoodies und T-Shirts sämtlicher Konzertbesucher waren nun im Iltis-Modus angekommen und bei dem das nicht der Fall war, hat entweder was falsch gemacht, oder alles richtig. Die Gastauftritte von Rod (die Ärzte) und Arnim (Beatsteaks) bei „Schrei nach Liebe“ waren zu erwarten und gingen ab wie bekanntlich „Schmitz Katz“, rundeten, den Ausdruck gegen „Rechts“ ab und man merkte hier in Berlin auf der Waldbühne schon, wie sehr man sich nach den drei Musikern sehnt, die diese Textzeilen als Ihr Original bezeichnen dürfen.

Das Song Voting im Encore zwei zwischen „Bis zum bitteren Ende“ „Eisgekühlter Bommerlunder“ und „Zehn kleine Jägermeister“ wurde zugunsten des ersten entschieden, was die Band aber nicht davon abhielt ein Highlight daraus zu machen, in dem das von mir persönlich nun seit ewigen Zeiten nicht gehörten und darüber hinaus noch weniger kinderfreundlichen Song „Ficken Bumsen Blasen“ als Intro nutzte um laut Hals in Bis zum bitteren Ende und dem bekanntlich Bommerlunder Eisgekühlt zu münden.  Abgerundet und sprachlos schön zu bezeichnen war, was beim Song „Alles passiert“ zu begutachten war, ein Lichtermeer aus Handys und Feuerzeugen, auf dieser Location, der Waldbühne, eine wahre Augenweide, jedem sei es zu empfehlen, durch die Quellen eurer Wahl sich einen Einblick davon zu verschaffen.

Abgeschlossen mit Konfetti im großen Stil und einem Fahnenmehr nach „Tage wie diese“ und dem üblichen You´ll Never Walk Alone“ musste ich resümieren, dass dieser Abend, das Nachholkonzert von 08.06.2018 seine 6 Tage in Summe an Urlaub wert war , da habe ich die Kapelle, der Toten Hosen schon wahrlich schlechter gehört und es ist, es war und es wird mir weiterhin ein großes Vergnügen sein, eine der wichtigsten deutschen Bands noch live erleben zu dürfen, nachdem eben diese mit schon weit über 50 Jahren, weiterhin so dermaßen Vollgas geben, das manche Newcomer sich da gerne eine Scheibe von abschneiden dürfen und es bleibt zu hoffen das, dass Wort zum Sonntag noch etwas auf sich warten lässt.

David Neuman für das promoportal-germany